Die Legende vom Filzmooser Kindl
Die mündlich und schriftlich weitergegebene Legende von der Auffindung des Gnadenbildes hat sich lebhaft erhalten: In jener Zeit, als die Gegend von Filzmoos noch Viehweide war, hörten zwei Schafhirten einst ein liebliches Glöcklein. Sie gingen dem Klang nach und fanden zu ihrer Verwunderung ein kleines, geschnitztes Jesuskind auf einem halbverfaulten Baumstrunk stehen, das mit einem Glöcklein läutete und die beiden ersten Finger der rechten Hand erhob. Diese wunderbare Begebenheit berichteten die beiden Hirten dem zuständigen Seelsorger, dem Pfarrer von Altenmarkt. Ihre Angaben wurden an Ort und Stelle für richtig befunden und das Schnitzbildnis nach Altenmarkt gebracht. Noch in der gleichen Nacht war das Bildnis verschwunden und wurde schließlich am gleichen Ort wieder aufgefunden, wo es die Hirten zum ersten Mal entdeckt hatten. Daraufhin wurde es in das "einen halben Büchsen-Schuss entlegene Peterskirchlein übersetzt; allwo es bis zum heutigen Tag verblieben, und sich … gegen die Menschen gnadenreich, ja wundertätig erwiesen" (Filzmooser Wallfahrtsbüchlein von Vikar Egger).
Das Gnadenbild
Das Filzmooser Kindl als spätgotische, bäuerliche Schnitzarbeit (etwas Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden) hängt seit der großen Innenrenovierung 1959 bis 1961 als Mittelpunkt der Kirche beherrschend im goldenen Strahlenkranz über dem Hochaltar. Das Filzmooser Gnadenbild ist eine spätgotische, farbig gefasste Figur des segnenden Jesuskindes. Als Hinweis auf die Auffindungslegende hängt an der rechten Hand an einer Kordel ein Glöckchen, das aber etwas jünger ist als die Figur selbst. Die Krone und die mit einem Kreuz gezierte Weltkugel sind barocke Zutaten. Das leicht geneigte Haupt mit den stilisierten Locken, den leicht geröteten Wangen, der schmalen Mundpartie und den fast ein wenig wehmütig blickenden großen Augen wirkt im Ausdruck zart und ernst zugleich. Die eigenartig übereinandertretende Beinstellung verdeckt das reich bestickte "Gnadenröckl", das je nach der Zeit im Kirchenjahr gewechselt wird: golden zu Weihnachten, weiß zu Ostern, rot zu Pfingsten sowie das restliche Jahr über.
Wallfahrtsort Filzmoos
"Filzmoos ist nie eine der großen Wallfahrten gewesen. Es waren immer die stillen, einsamen Beter, die ihre Anliegen zum Filzmooser Kindl getragen haben. Dass es trotzdem nicht wenige Pilger gewesen sind, verrät die tief ausgetretene Türschwelle unter der Kirchentüre" (P. E. Rattelmüller).
Pilgern am Leonhardsweg
Das Filzmooser Kindl ist ein Etappenziel des Leonhardsweg. Auf seinen insgesamt rund 140 Kilometern und knapp 4.000 Höhenmetern führt er vom Salzburger Dom in der Stadt Salzburg zur Wallfahrtskirche St. Leonhard in Tamsweg.